Swiss-US Energy Innovation Days – Tag 2

Dienstag 22.08.2017 – “grid and smart building”

 

Microgrid and Blockchain
Was Fukushima für die Energiepolitik in der Schweiz war, war der Hurrikan “Sandy” 2012 für New York. Ein wegweisendes Ereignis, welches zu starken Veränderungen im Energiebereich führte. Der Sturm brachte Hochwasser, welches Brooklyn und Teile von Manhattan überflutete. Ein zentrales Energie- und Umspannwerk wurde überflutet und die veraltete Infrastruktur versagte. Hundertausende Bewohner waren bis zu einer Woche ohne Strom.
Neben dem Neubau eines neuen Kraftwerks durch ABB wurden regional auch noch weitere Projekte gestartet. Eine innovative Community in Brooklyn begann nach der Naturkatastrophe ihre Stromversorgung selbst in die Hände zu nehmen. Auf Lagerhäusern, Fabrik- und Wohngebäuden wurden Windturbinen und PV-Anlagen installiert und via “crowd-funding” finanziert.
Am zweiten Tag besuchte der Kongress diese Community und liess sich vom Betreiber LO3 energy das Projekt vorstellen. In einem spannenden Vortrag wurde erläutert wie das virtuelle Microgrid mithilfe der Blockchain-Technologie betrieben wird. Diese intelligente Softwarelösung ermöglicht eine wirtschaftliche Abwicklung vom Stromhandel zwischen Produzenten und Konsumenten.

Swiss-US Energy Innovation Days 2017 Conference held Monday August 22, 2017 in New York. Brooklyn Microgrid Photo: BFE

Der Tagungsort war ein “Whole Foods” Supermarkt, dessen vor Ort produzierten Energie (Solar- und Wind-Strom) ebenfalls in das Microgrid fliesst und regionale Verbraucher versorgt. Die folgende Diskussionsrunde beschäftigte sich dann auch mit dem Thema der zukünftigen Netze.
Als äusserst spannender Ansatz erscheint die Idee der Komponenten-Bepreisung. Hierfür erhalten alle Netzkomponenten, also PV-Module, Windgenerator, Netzteile, Wechselrichter, Transformatoren, usw., einen “Nutzungspreis”. Der Endverbraucherpreis der Stromlieferung setzt sich dann aus der effektiven Nutzung vom Grid zusammen. Der Strom vom örtlichen Wasserwerk wäre demensprechend günstiger als die Kohleenergie aus dem Ausland.
Ein grosses Thema ist auch die Hoheit der Verbraucher über ihre Geräte und deren Energiebezug. Weiterverfolgen sollte man den Ansatz, dass das energieliefernde Werk (EVU) dem Kunden ein Signal senden kann. Der Kunde hat jedoch die Hoheit über seine Verbraucher und kann entscheiden unter welchen Bedingungen das EVU seine Geräte steuern darf.
Andreas Hutter vom CSEM Neuchâtel referierte über die Vorteile eine DC Migrogrid. Der mit PV-Anlagen produzierte Gleichstrom wird ohne Umwandlungsverluste für Gleichstrom-Motoren verwendet.
Wie am Vortag schon angesprochen, wird sich der Strommarkt mutmasslich radikal verändern. Neue Dienstleistungen rund um das Grid und die Energielieferungen könnten zu einer “Uberisierung” führen, die traditionelle EVU’s verdrängen. Die Schweizer Vertreter waren sich jedoch einig, dass es in der Schweiz wegen der halbherzigen Liberalisierung vermutlich noch einige Jahre dauern wird, bis sich so eine technische Revolution mit neuen Ideen und Konzepten durchsetzen kann.
Es wurde dargelegt, über welche Stärken erfolgreiche EVU’s künftig verfügen müssen um erfolgreich den Wechsel zu schaffen. Speziell die digitalen Dienstleistungen wurden hervorgehoben. Ein Speaker provozierte gar mit der Aussage, dass heutige EVU’s “dead stars” (erloschenen Sternen) gleichen: Man sieht ihr Licht zwar noch, aber faktisch existieren sie bereits nicht mehr…
Ein weiteres Panel drehte sich um “smart building”.
Die EMPA (Eidgenössische Material Prüfungsanstalt) stellte ein neu entwickeltes Glas mit dynamischem Verhalten für passiven Sonnenschutz vor.
Martin Meier (einfach gut bauen) stellte neue Konzepte für die Lüftung von Büroräumlichkeiten vor.

Retrofit for the Empire State Building
Das bekannte Empire State Building (Baujahr 1930) wird seit 2007 umfassend saniert. Dana Schneider, die Zuständige für den Energie und Nachhaltigkeits-Bereich, erzählte einige Details rund um den energetischen Retrofit. Gute Ansätze gab es einige, umgesetzt wurde nur weniges. Leider wurde hier das amerikanische Vorgehen ersichtlich, dass nur freigegeben wird, was sich innert kurzer Zeit (3 Jahre in diesem Fall) finanziell zurückzahlt.

Swiss-US Energy Innovation Days 2017 Conference held Monday August 22, 2017 in New York. Empire State Building, Photo: BFE

Unter anderem dank innenseitigem Anbringen von Wärmedämmung hinter den Radiatoren, einer “Sanierung” der Fenster (neu mit Spezialgasfüllung), sowie einem ausgedehnten Energiemanagementsystem konnte der Energieverbrauch um knapp 40% reduziert werden.
“Bloss 40%?” dachte sich der eine oder andere Schweizer Fachmann, da wäre bestimmt noch mehr drin gelegen. Die Ingenieurin meinte dann auch selbstkritisch, dass in Europa in so einem Gebäude wohl noch einige Effizienzsteigerungs-Projekte mehr umgesetzt worden wären.
Einsparpotential in Grossgebäuden ist in New York einiges vorhanden, 20% der Gebäude sind für 80% des Energieverbrauchs im Gebäudesektor verantwortlich. Das Ausmass dieser Aufgabe verdeutlichte sich im Anschluss dann auf der Aussichtsterrasse im 85. Stockwerk, welche eine geniale Aussicht auf diese fantastische Stadt liefert.

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