Power-to-gas für das Limmattal

Das Entsorgungsunternehmen Limeco in Dietikon plant, in Zusammenarbeit mit sechs Swisspower Versorgungswerken, die erste grossindustrielle Power-to-gas-Anlage der Schweiz.

Mit einer geplanten Leistung von 2’000 kW soll das Hybridkraftwerk zukünftig Klärgas der Abwasserreinigungsanlage zu Methangas veredeln. Das CO2-neutrale Gas kann in das bestehende Gasnetz eingespeist werden. Neben der Standard-Nutzung als Heizenergie, dient Methan weiter als umweltfreundlichen Treibstoff für Gas-Fahrzeuge. Mit der Power-to-gas-Anlage erhöht die Limeco den Energienutzungsgrad ihres Klärgases um satte 50 Prozent.

Mit dem Bau des Hybridkraftwerks kann das in der Abwasserreinigungsanlage ohnehin anfallende Klärgas vollständig genutzt werden. Der Strom für die Umwandlung des Gases wird im Müllheizkraftwerk gleich daneben produziert. So sollen jährlich mehr als 15’000 MWh erneuerbares Gas ins lokale Gasnetz eingespeist werden. Zum Vergleich, ein durchschnittliches Einfamilienhaus gebaut um die Jahrtausendwende verbraucht etwa 15’000 kWh/a, ein modernes Haus etwa 8’000 kWh/a und ein effizientes Passivhaus um die 2’000 kWh/a Gas im Jahr.

Abwasserreinigungsanlage Limeco, Bild: Limeco

Was ist die Limeco?

Die “interkommunale Anstalt” Limeco wurde 1959 gegründet und befindet sich im Besitz der Zürcher Gemeinden Dietikon, Schlieren, Geroldswil, Oberengstringen, Oetwil a.d.L., Unterengstrigen, Urdorf und Weiningen. Ihr Auftrag lautet Entsorgung, Wasseraufbereitung, Recycling und Energie fürs Limmattal.

Wie ist der Projektstand?

Die Planung für das erste industrielle Hybridkraftwerk wurde anfangs 2017 gestartet. Gemäss Fahrplan soll die Anlage im 2018 in Betrieb gehen, wenn alle beteiligten Parteien zustimmen.

Hinter dem Projekt stecken, neben Limeco, verschiedene Swisspower Stadtwerke aus den Städten Bern, Aarau, Interlaken, Schaffhausen, St. Gallen und Lenzburg. Die gemeinsame Realisierung weiterer Anlage ist bereits vorgesehen.

300kW Power-to-gas-Anlage, Bild: Viessmann

Als Technologiepartner wurde die Firma Viessmann gewählt, die an ihrem Hauptsitz in Allendorf (D) bereits seit 2015 ein kleineres Test-Hybridkraftwerk (300 kW) betreibt. Eine Projekt-Delegation mit Vertretern von Swisspower -Kraftwerken und den Gemeinden haben sich die Anlage vor Ort angeschaut und Technologie sowie Potential erklären lassen.

Die Gesamtkosten sollen sich, gemäss Limeco-Geschäftsführer Patrik Feusi, im Bereich eines höheren einstelligen Millionenbetrags bewegen, wobei der Kostenanteil der Limeco unter einer Million Schweizer Franken sein wird.

Wird die Anlage realisiert?

Die Realisierung steht unter dem Vorbehalt vom Ausführungsentscheid aller beteiligten Gemeinden. Gemäss meinen Quellen darf man aktuell auf eine mehrheitliche Zustimmung der beteiligten Exekutiven hoffen, ja sogar damit rechnen.

Im Sinne der industriellen Weiterentwicklung einer neuen Technologie, die einen massgeblichen Einfluss auf ein positives Gelingen der Energiewende haben wird, ist dieses Projekt aus meiner Sicht überzeugt zu unterstützen. Ich sehe auch kein Risiko für eine Gemeinde, wenn sie “ihre Energie- und Entsorgungsanstalt” innovativ am Markt auftreten und aktiv an der Energiewende mitwirken lässt.

Nur wenige Kilometer neben der Energie-Arena in Spreitenbach könnte das Limmattal bald ein weiteres “Leuchtturm-Projekt” als Aushängeschild einer Region präsentieren, die sich auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft gemacht hat!

Wie war das nochmal mit dem Power-to-gas?

Power-to-gas umfasst die chemische Umwandlung von Flüssigkeiten oder Gasen unter Verwendung von Elektrizität (Elektrolyse).  (siehe auch Blog vom September 17)

Bei der biologischen Methanisierung wird Klärgas zu Methan. Der Methanisierungsprozess ist ein biologisches Verfahren, welches zur Nährstoffversorgung den in einer ARA sowieso vorhandene Klärschlamm benötigt. Die hier im Limmattal geplante industrielle Nutzung wird eine Elektrolyseleistung von zwei Megawatt erreichen.

Klärgas besteht zu einem Teil aus Methan (CH4) und zu einem Teil aus Kohlendioxid (CO2). In einem biologischen Verfahren mithilfe von “Urzeit”-Bakterien wird zusammen mit dem zugeführten Wasserstoff (H2) der “unerwünschte” CO2-Anteil zu Methan umgewandelt und damit ein fast reines Gas erzeugt, welches einen hohen Energieinhalt aufweist. Der verwendete Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser zu Sauerstoff und Wasserstoff ebenfalls vor Ort produziert.

Chancen der Sektor Kopplung

Beim Umbau unseres Energiesystem hin zu einer erneuerbaren Versorgung, ist die intelligente Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ein Schlüsselelement. Die Rahmenbedingungen am Limeco-Standort in Dietikon sind ideal um erstmalig in der Schweiz die Sektorenkopplung im industriellen Maßstab anzuwenden.

Weitere Player und Potential…

Energie 360° und das Paul-Scherrer-Institut vermelden ebenso einen erfolgreichen Pilotversuch in der Stadtzürcher ARA Werdhölzli. Hier wird ein anderes Verfahren zur Methangewinnung angewendet. Anstelle von Bakterien wird bei diesem Test ein Wirbelschichtreaktor eingesetzt, der den Wasserstoff und das Kohlendioxid in Methan umwandelt. Mehr Wissenswertes zur Rolle von Power-to-gas siehe bulletin.ch

Würden sämtliche Schweizer Abwasserreinigungswerke, die heute bereits Biogas produzieren, auf die aktuellen Power- to-Gas-Technologien umgebaut, so könnte die Produktion von erneuerbarem Gas in der Schweiz von aktuell 308 GWh auf 1400  GWh gesteigert werden.

 

Quellen: Swisspower Medienmitteilung vom 12.04.17, www.limeco.ch, www.bulletin.ch Ausgabe 09/17, projektinvolvierte Personen

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