Die eigene PV-Anlage

PV-Aufdachanlage-6-kWp

In 6 Schritten zum eigenen Solar-Kraftwerk – ein Erfahrungsbericht

Ein Sonnenkraftwerk auf dem eigenen Dach? Ja gerne! Aber ist das mit diesen Photovoltaikanlagen nicht immer noch furchtbar kompliziert und teuer? Der Selbsttest zeigt: Nein ist es nicht!

Erster Schritt – Das Solarpotential vom Dach ermitteln

Einfacher geht’s kaum noch. Über Internetseiten wie sonnendach.ch kann man bereits für viele Schweizer Dächer (>65% sind bisher erfasst) prüfen, wie gut die gewünschte Fläche für eine PV-Anlage geeignet ist. Solarrechner wie derjenige von energie schweiz ermöglichen eine detaillierte Simulation der zukünftigen Anlage. Die Genauigkeit der Simulationszahlen wird immer besser, es sind jedoch klar nur Mittel-und Erfahrungswerte, die von der realen Situation abweichen können (und werden).

Solarrechner_simulierte_6_kW_PV_Anlage

Solarrechner, simulierte 6 kW PV-Anlage; Quelle: energieschweiz.ch

Zweiter Schritt – Drei Offerten einholen

Die Zahl der Solaranlagen-Installateure hat sich im letzten Jahrzehnt vervielfacht. Eine regionale Suche der sogenannten Solarteure kann einfach über solarprofis.ch erfolgen. Um den geeigneten Partner zu finden, werden sinnvollerweise mindestens drei Offert-Angebote eingeholt.

Das Angebot sollte mindestens umfassen: Modulpreis und Typ, Wechselrichter und zugehörige Elektrokomponenten, Installationsaufwand der Anlage, Anpassungsaufwand bestehende Elektroinstallation, Platzierungsskizze, Ertrags- und Payback-Berechnungen

Je detailliertere Vorinformationen (inkl. Spezialwünsche.) der Anbieter vom Auftraggeber erhält, je genauer wird die Offerte ausfallen. Ein seriöser Solarteur wird eine vorgängige Besichtigung der Anlage machen wollen, bevor er einen fixen Preis nennt. Dies kann gegebenenfalls auch erst in einer zweiten Runde erfolgen.

Als Preis-Richtwert für eine komplette schlüsselfertige (Aufdach-)Kleinanlage gilt aktuell etwa: 2’500 – 3’000 CHF pro kWp (“Kilowatt peak” ist der maximal mögliche Stromertrag der Anlage). Indach-Anlagen machen optisch noch etwas mehr her, sind jedoch etwas kostspieliger. Es lohnt sich vor allem dann eine integrierte Dachanlage anzuschauen, wenn ein Dach komplett saniert oder neu gebaut wird.

Eine hilfreiche und kostenlose Unterstützung beim Vergleich der Offerten bietet energie schweiz.

Dachauslegungsplan-EGch

Dachauslegungsplan, Quelle: EGch!

Dritter Schritt – Den Anbieter/Solarteur auswählen

Die Kosten für PV-Module sind in den letzten Jahren massiv gefallen (ca. 90% in 10 Jahren). Die kostengünstige Produktion aus Asien brachte die europäische Herstellung nahezu zum erliegen. Mehrheitlich grosse asiatische Modul-Hersteller (u.a. Trina, Longi Solar, Q.Cells, LG) kämpfen um Marktanteile. An ihnen kommt man kaum vorbei, wenn die Anlage einigermassen bezahlbar bleiben soll. Rein europäische Produkte können preislich schlicht nicht mehr mithalten.

Im Beispielfalle geht es um die Bestückung einer ca. 35 m2-Dachfläche auf ein EFM-Dach. Das südseitige Giebeldach weist eine bestens geeignete Ausrichtung für eine PV-Anlage auf.

Auf die (etwas übertriebenen) acht Offertanfragen mit den Eckdaten und speziellen Anforderungen, nahmen einige Solarteure telefonisch Kontakt auf, fragten Details nach und boten oftmals eine kompetente und geschätzte Fachberatung. Viele Fragen können schon von fern geklärt werden.

Ja, die Anschaffungskosten für eine Photovoltaikanlage sind hoch. Schnell mal der Preis eines Kleinwagens. Die Modulpreise sind dabei gar nicht mehr so Preis bestimmed. Die zusätzlich benötigte Hardware und der zugehörige Installationsaufwand machen schnell 70% der Gesamtkosten aus. Diese Investition muss jedoch zwingend über die Lebenszykluskosten hinweg betrachtet werden. Je nach Berechnungsmodell mit Energieertrag, Energiekosten, Einspeisetarife und Eigenbedarf beträgt die Paybackzeit momentan 10 – 20 Jahre. Selbst als nüchterner Investor, auch ohne Nachhaltigkeits-Bedürfnisse, sollte dies eine spannende Investition in seine Immobilie sein. Wenn man als Eigenheim-Besitzer zusätzlich noch den Wert von nachhaltig erzeugter Elektrizität schätzt, sind die Jahre bis sich die Anlage amortisiert hat (und danach Gewinn abwirft) sowieso zweitrangig.

Die Details der Anlage wurden schliesslich mit zwei Anbietern bei einer Begehung vor Ort besprochen. Bei der Beratung mit dem Fachspezialisten wurde das optimale Paket geschnürt. Die Offerten wurden von den Anbietern angepasst und neu gerechnet. Die Offerten konnten nun gut verglichen werden und unterschieden sich im Preis nicht sehr. Den Ausschlag für den Favoriten machte, neben dem Leistungspaket, eher die subjektive Einschätzung von Kompetenz, Sympathie, Vertrauen und Kapazität. Hier erhielt schliesslich die Energie Genossenschaft Schweiz (EGch!) den Zuschlag. Nicht zuletzt weil dem Auftraggeber die genossenschaftliche Grundidee zusagte (siehe auch Blogeintrag).

Vierter Schritt – Die Technik auswählen

Die viel verwendeten monokristalinen Standardmodule sind ca.165 x 100 x 4 cm gross, 19 kg schwer und haben einen Wirkungsgrad von knapp über 18% (d.h. von 100% Sonnenenergie-Einstrahlung können 18% in elektrische Energie umgewandelt werden). Ein solches Modul kostet aktuell etwa 200 CHF und verfügt über eine Nennleistung von um die 300 Wp (Watt peak). Die Effizienz der PV-Module (siehe auch Blogbeitrag) wird ständig verbessert. Was heute als Standard installiert wird, kann morgen bereits schon wieder überholt sein. Es lohnt sich daher die Überlegung, ob für eine effizientere Zelle etwas mehr Geld in die Hand genommen werden soll.

Und schliesslich sollten auch optische Aspekte nicht ganz vergessen werden. Die meisten PV-Zellen sind dunkelblau bis schwarz und damit nicht mehr so auffällig wie die erste “blaue” Generation. Um das Bild einheitlich zu halten, sollte jedoch darauf geachtet werden, dass auch der Rahmen schwarz daher kommt.

In diesem Beispiel fiel der Entscheid auf eine LG Hochleistungszelle mit 335 Wp mit einem Modulwirkungsgrad von 19.6% und gutem Diffuslichtverhalten (ca. 320 CHF/Modul). Leistungsgarantie 25 Jahre / Produktgarantie 12 Jahre.

Fronius_Wechselrichter_SYMO

Fronius Wechselrichter SYMO mit WLAN-Webserver

Der Wechselrichter ist das Herzstück der Anlage. Er wandelt den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um und bringt ihn auf die Netzfrequenz von 50 Hertz. Hersteller wie Fronius oder Solaredge sind in der Schweiz weit verbreitet, aber auch bei Wechselrichtern ist die Auswahl gross.

Da für den zukünftigen Besitzer der Anlage das Energiemonitoring ein wichtiges Kriterium war, wurde ein Fronius-Wechselrichter mit passendem Messumwandler gewählt. Dieser Smart Meter wird in die Stromverteilung eingebaut und erlaubt in Echtzeit zu sehen wie viel Strom produziert wird und wie viel davon im eigenen Haushalt genutzt, bzw. wie viel ins Elektrizitätsnetz eingespeist wird. Wenn das Gerät an das Internet (per WLAN oder über Kabel) angeschlossen ist, kann via Internet auf die aktuellen Produktionszahlen zugegriffen werden.

Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass auch der Solaredge-Wechselrichter gut ist. Er sollte gewählte werden, wenn sogenannte Leistungs-Optimierer von Solaredge eingesetzt werden. Das macht speziell dort Sinn, wo über den Tag hinweg spezielle Verschattungs-Situationen auftreten durch Dachaufbauten, benachbarte Gebäude oder Bäume.

Beim Thema Batteriespeicher raten aktuell die Mehrheit der Solarexperten noch von einer Installation ab. Die Experten sind sich einig, dass sich diese Technologie(n) in den kommenden Jahren noch rasant weiterentwickeln und preisgünstiger werden.

Fünfter Schritt – Gesuche, Bewilligungen und Fördermittel

In vielen Gemeinden gilt für eine kleine PV-Anlagen ein vereinfachtes Eingabeverfahren. Dies erfolgt bei der Baubehörde und wird normal durch den Solarteur gemacht. Wenn man sich nicht gerade in einem denkmalgeschützten Ortskern befindet, ist die Bewilligung (hoffentlich) nur eine Formsache. Der Bund, einige Kantone und viele Gemeinden unterstützen den Bau von PV-Anlagen und bieten Beratungen dazu an.

Weiter muss das zuständige Elektrizitätsunternehmen informiert werden, dass demnächst ein neues (Klein-)Kraftwerk ans Netz angeschlossen wird. Dieses wird dann (falls noch nicht vorhanden) auch einen bidirektionalen Energiezähler (Smart Meter) einbauen und die Anlage mit einer Kontrolle abnehmen.

Don’t worry. Alles halb so wild! Bei vielen Solarteuren ist die Erledigung der “bürokratischen Arbeit” auch Teil vom Dienstleistungspaket und wird vom Profi erledigt.

Mit Fördergeldern kann die Bauherrschaft die Investitionskosten reduzieren. Was fördert der Bund?

Seit Januar 2018 gelten angepasste Regeln für Investitionsbeiträge von PV-Anlagen. Der ursprüngliche Geldtopf für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ist seit Jahren ausgeschöpft. Seit dem 1. Januar 2018 können Erbauer von Neuanlagen mit einer Leistung zwischen 2 kW und 100 kW eine Förderung mittels einer «Einmalvergütung für kleine Anlagen» (KLEIV) beantragen. Grob werden hier ca. 20-30 % der Gesamtkosten einer Solaranlage rückvergütet (ab April 2018 neu 400 CHF pro installierte kWp). Es ist jedoch mit einer Wartezeit der Auszahlung von mindestens zwei Jahren zu rechnen. Ausserdem kann der Anlagebau steuerlich in Abzug gebracht werden.

Sechster Schritt – Bau und Inbetriebnahme der Anlage

Je nach Jahreszeit und Auslastung vom Installateur muss der Auftraggeber oft etwas Flexibilität bei der Terminierung vom Anlagenbau zeigen. Das Wetter spielt einen unbeeinflussbaren Faktor. Bei Schnee und Regen werden Dacharbeiten verständlicherweise nicht durchgeführt. Gemäss Rückmeldungen sind die Solaranlagen-Bauer aktuell gut bis sehr gut ausgelastet.

Einige Tage vor dem gewünschten Beginn der Bauarbeiten wurden die Solarmodule und ein Anhänger mit dem Sicherheitsgerüst angeliefert. Der erste Starttermin musste wegen Eisenkälte prompt um ein paar Tage nach hinten verschoben werden. Schliesslich erschien das Montageteam und fing mit dem Aufstellen der erforderlichen Absturz-Sicherung an. Nach der endgültigen Ausmessung wurde spezifische Ziegel entfernt.  Die Dachhaken für die Montageschienen wurden platziert und in die Balken verschraubt.

EGch_Bau_PV_Anlage_Maerz_2018

Die EGch! am Werk, Montage der Dachhaken für die PV-Anlage Ende März 2018

Die elektrische Versorgungsleitungen (2 Gleichstromleitungen/1 Schutzleiter) vom Dach in den Keller wurden installiert. Normalerweise übernimmt der Solarteur die “Gleichspannungsseitigen” Installationen bis und mit Wechselrichter und der Elektroinstallateur die Anpassungsarbeiten und Einbauten auf “Netzseite”. Die elektrischen Gerätschaften wurden installiert, eingebaut und verdrahtet. Auf dem Dach wurden zwischenzeitlich die Montageschienen platziert und darauf sodann die Solarmodule montiert. Der Gesamtaufwand betrug etwa 50 Mannsstunden.

Ausschnitt_Energiemonitoring_Solarweb

Ausschnitt Energiemonitoring Solarweb

Am dritten Tag wurde die Anlage bereits in Betrieb genommen und dem Betreiber übergeben. Nach Software-Updates von Wechselrichter und Smart-Meter konnte auf dem Solarweb von Fronius ein Anlageaccount eingerichtet werden. Per Fernwartung und Cloudlösung (Daten im Web) kann der Betreiber nun von überall auf seine Energiedaten zugreifen (personalisierter Zugriff). Solch ein Energiemonitoring ist grundsätzlich nicht nötig, soll jedoch explizit empfohlen werden. Die erfassten Daten liefern wertvolle Hinweise zur energetischen Betriebsoptimierung. Die Erhöhung vom Eigenverbrauch kann  einige Wochen oder Monate nach der Inbetriebnahme vorgenommen werden, von Vorteil mit einer soliden Datenbasis. Jede im Haus benötigte Kilowattstunde die selbst erzeugt wird, bedeutet weniger Strombedarf vom Werk und damit gespartes Geld.

 

Fazit

Das Hochgefühl, wenn die erste Kilowattstunde Sonnenenergie über den Wechselrichter ins Haus fliesst, ist grossartig! Mit dem Wissen, dass hier der eigene nachhaltige Strom produziert wird, hat der Anblick der installierten Modulfläche etwas Erhebendes und Befriedigendes.

Für eine Neubeschaffung einer Photovoltaik ist etwas Fachwissen von Vorteil, kann jedoch gut von extern hinzugezogen werden. Der für Auftraggeber erforderliche Aufwand ist überschaubar und gut machbar.

Sobald etwas Erfahrung mit dem eigenerzeugten Strom und der Nutzung gesammelt wurde, geht es dann an die Eigenverbrauchs-Optimierung, um die Paybackzeit zu verkürzen. Auf die Installation von Batterie wurde (noch) verzichtet. Der Markt befindet sich hier in starker Veränderung und wird intensiv beobachtet. Die Nachrüstung der bestehenden Anlage mit einem Stromspeicher ist jederzeit möglich.

6_kW_Solaranlage_PV_Maerz_2018

Fertig installierte 6 kW Solaranlage, März 2018

Seit 01. Januar 2018 ist in der Schweiz mit der Anpassung vom Energiegesetz die Möglichkeit zur Gründung von Eigenverbrauchsgemeinschaften im Gesetz verankert. Unter anderem ermöglicht dies nun dem Besitzer der PV-Anlage seine erzeugte Energie auch dem (Stockwerks- oder Grundstücks-)Nachbar zu liefern. Noch ist nicht wirklich klar, was dies alles für Auswirkungen hat und inwiefern sich das Monopol und der Leistungsauftrag der EVU’s im nicht liberalisierten Netz verändern wird. Dezentrale Energieerzeuger sind sinnvoll und aus dem Elektrizitätsmarkt nicht mehr wegzudenken. Wünschenswert wären zukünftig jedoch kundennahe, flexible und dynamische Dienstleistungsangebote.

…spannende Themen für weitere Blogbeiträge! 🙂

Stay tune! (->Anmeldung Newsletter schon gemacht?)

 

Quellen: Energiegenossenschaft.ch, energie schweiz (im Auftrag des Bundes), solarprofis.ch, energieexperten.ch, Fronius (Solarweb.com)

Gute Tipps rund um den Bau einer PV-Anlage liefern auch die Energie-Experten.

Leave a Comment

By continuing to use the site, you agree to the use of cookies. more information

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close