Der Energiebarometer 2018 für die Schweiz

Kundenbarometer-erneuerbare-Energien-2018-Raiffeisen

Bereits zum 8. Mal hat die Universität St.Gallen Ende Mai den Kundenbarometer erneuerbare Energien veröffentlicht. Etwa ein Jahr nachdem das Schweizer Volk die Energiestrategie 2050 angenommen hat, untersuchte eine repräsentative Umfrage unter etwas mehr als 1000 Schweizer/Innen die Präferenzen zu energie- und klima-politischen Themen.

Wie lautet die Meinung der Schweizer Verbraucher zur Energiepolitik? Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse der Befragung? Wie sind sie zu interpretieren?

Einheimische Energieerzeugung

Als Bestandteil der Energiestrategie 2050 soll der Ausbau der einheimischen erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Wie deutlich dies auch dem Wunsch der Bevölkerung entspricht, zeigen die Ergebnisse: 88% der Befragten bevorzugen einen Strommix „made in Switzerland“.

Der Kernenergie stehen Konsumenten oft kritisch entgegen. 34% empfinden beispielsweise die Wiederinbetriebnahme von KKW Beznau (nach 3-jährigem Stillstand) als ein Risiko für die Bevölkerung und die Umwelt. Weitere 21% sind der Meinung, dass die Wiedereröffnung ein negatives Signal für Innovation ist und dem Geist der Energiewende wiederspreche.

Der Ausbau der Windenergie geht zwischenzeitlich nur harzig voran. Immerhin Dreiviertel der Personen halten Windturbinen für umweltfreundlich, jedoch nur 28% finden die Anlagen schön. Klar höher ist die Akzeptanz der Befragten wenn diese schon einmal in der Nähe einer Windturbine waren, gegenüber denen die noch keine Erfahrung mit Windkraftanlagen haben.

Energiebezogene Investitionen, Photovoltaik und Energiespeicher

Die Umfrage Ergebnisse bestätigen die Einschätzung vieler Experten, dass die Sonnenenergie noch ein besonders hohes Wachstumspotential aufweisen könnte. Speziell sichtbar wird der zunehmende Wunsch der Konsumenten nach Unabhängigkeit

Zum ersten Mal sind mehr Eigenheimbesitzer an Investitionen in Solarmodule mit Batteriespeicher (64%) interessiert als in PV-Anlagen ohne Speicher (36%). Als Hauptmotivation unter denjenigen die bereits Solarmodule installiert haben, geben 46% an die Umwelt schützen zu wollen, während 37% vordergründig ihre Stromkosten senken wollen. Etwaige Subventionen geben bloss 5% als Motivation zum Bau einer PV-Anlage an.

Bei den energiebezogenen Investitionen stehen jedoch Wärmepumpen am höchsten in der Gunst von Hausbesitzern.

Energiebezogene-Investitionen-Kundenbarometer-2018

Energiebezogene Investitionen Kundenbarometer 2018, Quelle: Universität St.Gallen

Mobilität

Die Schweizer zeigen sich zunehmend besorgt über die Emissionen des Verkehrs, sowie dessen Auswirkungen auf Gesundheit und Klimawandel. 68% der Befragten befürworten ein Verbot der umweltschädlichsten Dieselfahrzeuge in den Städten. Eine Massnahme die bei Frauen etwas mehr Anklang findet als bei Männern. Über die Hälfte der Befragten nennen die Verbesserung der Luftqualität als grössten Vorteil, gefolgt von Lärmreduktion und erhöhter Sicherheit für Kinder.

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Diesel-Fahrverbote in Städten Kundenbarometer 2018, Quelle Raiffeisen

Elektromobilität hält die Mehrheit für sinnvoll und löst häufig positive Emotionen wie Neugier und Begeisterung aus. Wer in den nächsten 5 Jahren ein neues Auto kaufen will tendiert aktuell noch zu einem Benzinauto (44%), gefolgt von Hybridfahrzeugen (22%) und Elektroautos (20%) (Diesel ca. 10%).

Der vermeintliche Mangel an Ladestationen wird immer noch als Hauptgrund gegen die Elektroautos in Felde geführt. Jedoch unterschätzt gut die Hälfte von ihnen die Anzahl der in der Schweiz bereits vorhandenen Ladestationen deutlich. Markant fällt auf, dass die Anforderungen an die Reichweite bei den Befragten mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung stark variiert: Während 70% der SVP-Wähler der Meinung sind, dass sie eine Reichweite von mehr als 500 km benötigen, sinkt dieser Prozentsatz auf 31% bei den FDP-Wählern und auf gerademal 3% bei den Grünliberalen.

Das sich Herr und Frau Schweizer auch zum Thema CO2-Emissionen im Luftverkehr Gedanken machen, zeigt der Umstand, dass 57% das Fliegen als zu günstig betrachten. Eine derzeit diskutierte Gegenmassnahme ist die Einführung einer Umweltsteuer auf Flugreisen und die Ergebnisse weisen darauf hin, dass dies durchaus die eine Wirkung haben könnte.

Klima-Bildung, Energie-Wissen

Nur 7% der Befragten sind sich bewusst, dass 75% vom Schweizer Energiebedarf (Treibstoffe, Heizung, Strom) aus dem Ausland importiert wird. Obwohl über die Energiestrategie 2050 im vergangenen Jahr breit diskutiert wurde, ist das Wissen bezüglich Energie zwar steigend aber weiterhin eher dürftig. Eine klare Mehrheit (78%) befürwortet, dass in Schulen den Themen Energie und Klimawandel vermehrt Unterrichtszeit zugestanden werden soll.

Importabhängigkeit-Kundenbarometer-2018

Importabhängigkeit Kundenbarometer 2018, Quelle Raiffeisen

Subventionen und Finanzierung

Das Interesse an neuen Energietechnologien nimmt weiter zu. Doch längst nicht jedermann kann sich eine solche Anlage leisten, somit steigt auch das Interesse an entsprechenden Finanzierungslösungen. Viele Mieter haben üblicherweise keine Möglichkeit erneuerbare Energien zu platzieren, auch hierfür werden neue Beteiligungsmodelle und Dienstleistungen gefordert. Für Solar Community Projekte interessieren sich 63% der Befragten und viele Hausbesitzer wünschen sich eine kompetente Beratung über die Energieeffizienz ihrer Gebäude.

Auch bei Schweizer Privatanlegern besteht das Interesse an nachhaltigen Anlageoptionen. Als Beispiel werden green bonds (grüne Anleihen) genannt, die zur Finanzierung von Projekten im Bereich Energieeffizienz oder erneuerbare Energien ausgegeben werden. Gegen die Hälfte der Teilnehmer unter 30 Jahren wären auch interessiert, einen Teil ihrer privaten Altersvorsorge (Säule 3a) in erneuerbare Energieprojekte zu investieren.

Strommarkt-Liberalisierung, Energieversorgung

Die Politik muss sich, im Zuge der Harmonisierung mit der Europäischen Energiepolitik, wieder mit der Gesamtliberalisierung des Strommarktes auseinander setzen. Die Umfrage zeigt, dass es eine Mehrheit der Schweizer Konsumenten begrüssen würde sich seinen ihren Stromversorger selber auswählen zu können. Eine stark wachsender Teil der Konsumenten spricht sich für die Liberalisierung aus.

 

Herausgeber vom Kundenbarometer 2018: Good Energies Lehrstuhl für Management erneuerbarer Energien der Universität St.Gallen in Kooperation mit energieschweiz und Raiffeisen

Quellen: der Kundenbarometer erneuerbare Energien Universität St.Gallen , Raiffeisen

 

 

 

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