In Schweizer Gebäuden erfolgt die Energieversorgung heute noch zu einem grossen Teil aus fossilen Energiequellen wie Heizöl oder Erdgas und sie sind damit für 40% der eidgenössischen CO2-Emissionen verantwortlich. Nur vereinzelt werden lokale erneuerbare Energien wie Sonne, Erdwärme oder Holz genutzt.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Relevanz der Nutzung von Abwärme erkannt und Wärmenetze gebaut, welche die Umgebung mit Heizenergie versorgen. Zu den gut nutzbaren Abwärmequellen wie Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) oder Industrien mit Hochtemperaturprozessen, kamen auch vermehrt grössere Erdwärme-, sowie Holz- und Biomasse-Kraftwerke hinzu. Die Wärmepotentiale auf höherem Temperaturniveau wurden zwischenzeitlich schon gut erschlossen. In Zukunft gilt es jedoch vermehrt erneuerbare Energiequellen mit niedrigeren Temperaturniveaus zu nutzen. Diese werden im Fachjargon als Anergienetze bezeichnet.
Die Grundidee von thermischen Netzen besteht darin, örtlich auftretende Überschüsse an einem anderen Ort mit einer Unterdeckung sinnvoll zu nutzen.
Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 rund 38% des Raumwärme- und Brauchwarmwasserbedarfs über thermische Netze (Hoch- und Niedertemperatur) gedeckt wird. Dies jedoch unter der Voraussetzung das der Gebäudepark saniert und Effizienzmassnahmen getroffen werden, welche den aktuellen Endenergieverbrauch etwa halbieren müssen.

Die Entwicklung des Komfortwaermebedarfs in der Schweiz; Quelle: EnergieSchweiz 2018
Insbesondere in Ballungszentren wurden in den letzten Jahren grosse Bemühungen unternommen die dezentral beheizten Gebäude an Anergienetze und lokale Wärmezentralen anzuschliessen.
Das BFE bringt die Players zusammen
Interessensgruppen aus Wirtschaft und Forschung sind intensiv damit beschäftigt, aus den bisher gesammelten Erfahrungen aus den Pilotprojekten, wichtige Erkenntnisse für die thermischen Netze der Zukunft zu ziehen.
Aktuell leitet die Hochschule Luzern, Zentrum für Integrale Gebäudetechnik, das Programm “Thermische Netze”. Ziel dieses Programms ist die Sammlung, Erarbeitung und Vermittlung von Wissen und Grundlagen zu thermischen Netzen für alle relevanten Akteure. Auf Basis der dokumentierten Beispielprojekte und den dadurch gewonnen Kennwerten, sollen ein Handbuch und weitere Grundlagendokumente entstehen. Damit soll Entscheidungsträgern wie Planern, Bauherren oder Gemeinden ermöglichst werden, sich an den “best practice”-Beispielen zu orientieren. Dies ermöglicht eine verlässlichere Planung, Investitionssicherheit und einen effizienteren Betrieb. Das Wissen soll wiederum auch in die Aus- und Weiterbildung fliessen.
Die HSLU hat im August 2018 eine Studie im Auftrag vom Bundesamt für Energie (EnergieSchweiz) veröffentlicht. Sie fasst die Berichte verschiedenster Akteure zusammen und biete einen spannenden Überblick über den aktuellen Stand von thermischen Netzen in der Schweiz. Ausgewählte Projekte werden in zukünftigen Blogeinträgen etwas detaillierter vorgestellt.
Neue Fernwärme für Zürichs Westen
Thermische Netze lohnen sich, sind aber auch sehr kostspielig. In Zürich darf das Stimmvolk am 23. Sept über die “Erweiterung der Fernwärmeversorgung in der Stadt Zürich” abstimmen. Die Vorlage umfasst einen Projektierungskredit von CHF 235 Mio. sowie die Errichtung einer Vorfinanzierung über CHF 50 Mio.
Nachfolgend das Video von Energie + Recycling Stadt Zürich (ERZ) über die neue Fernwärmeleitung ab dem Kehrichtheizkraftwerk (KHKW) Hagenholz, welche nach der Schliessung vom KHKW Josefstrasse zukünftig die Wärmeversorgung nach Zürich West sicherstellen soll. Ein ambitioniertes Projekt für eine Energiestadt auf dem Weg in die 2000-Watt-Gesellschaft.
(Youtube, 4.20 Min, DE)
Quellen: Energie Schweiz, Fernwärme Schweiz, HSLU, Stadt Zürich ERZ
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