Die letzten schönen Tage und Wochen haben uns nochmals mildes sommerliches Wetter beschert. Trotz eines (erneuten) Rekord-Hitzesommers stehen uns jedoch demnächst wieder die kalten Tage und damit die Heizsaison bevor.
Egal welche Art von Heizung ihr benutzt: Wenn im Winter die wertvolle Energie sinnvoll eingesetzt werden soll, helfen folgende Tipps den Wärmeverbrauch zu reduzieren:
Richtig Lüften
Es sollte sich zwischenzeitlich herumgesprochen haben: Gekippte Fenster im Winter sind eine Energieschleuder und daher zu vermeiden. Ein stets gekipptes Fenster verursacht etwa 1500 kWh (150 Liter Heizöl) Wärmeverlust in den kalten Monaten.
In der Heizsaison ist es optimal, 3-4 Mal am Tag kurz und kräftig zu Lüften (wenn möglich Querlüften). So wird der Luftinhalt der Räume erneuert, ohne dass dabei die wärmespeichernden Böden und Wände zu stark auskühlen. Diese helfen danach auch unmittelbar mit, den Raum wieder auf Temperatur zu bringen.
Korrekte Einstellung der Heizung
Es gilt die Faustregel: Wer die Raumtemperatur um 1 Grad senkt, spart rund 6% an Heizkosten ein.
Was als komfortable Raumtemperatur empfunden wird, ist jedoch stark personenabhängig. Für die Heizsaison gibt es Empfehlungen (Badezimmer: 22°C / Wohnzimmer: 20°C / Schlafräume: 17°C), diese setzen jedoch voraus, dass die Bewohner im Winter in ihren Räumen auch entsprechend gekleidet sind.
Die Heizperiode ist jedes Jahr etwas unterschiedlich, etwa von Oktober bis April. Die Erfassung der Heizgradtage zeigt jedoch einen klaren Trend in Richtung mildere Winter. Die Heizung sollte demnach nicht zu früh eingestellt und nicht zu spät abgestellt werden. Viele Heizsysteme und Steuerungen besitzen die sogenannte “Heizgrenze” für die Umschaltung von Sommer-/Winter-Betrieb. Bei älteren Gebäuden sind hier 16°C meist ein vernüftiger Wert. Das bedeutet, dass die Heizung aus-/einschaltet wenn die durchschnittliche Aussentempereratur über eine gewisse Zeit (oft 24h) den eingestellten Wert über-, bzw. unterschreitet. In neueren und gut gedämmten Gebäuden kann diese Heizgrenze auch gut unter 10°C liegen.
Damit ist eine Heizung jedoch noch längst nicht gut eingestellt. Einen sehr grossen Einfluss auf einen optimalen Betrieb hat die “Heizkurve“.

Heizkurven-Balken am Siemens Heizungsegler RVL480
Eine Heizkurve ist durch mindestens vier Eckpunkte definiert. Der untere, sowie der obere Heizsollwert werden eingestellt und damit entsteht eine lineare Schiebung der Heiztemperatur nach der Aussentemperatur. Die Nachtabsenkung wiederum kann je nach Gebäudewert um 2-5 Kelvin tiefer gewählt werden.
Beim abgebildeten Heizungsregler wurde für den oberen Auslegungspunkt -8/62 gewählt. Dies bedeutet, dass bei einer durchnittlichen Aussentemperatur (24h) von minus 8°C das Heizungswasser mit 62°C durch das System fliesst. Dies ist eine solide Wahl für eine Radiatoren-Heizung. Bei Fussbodenheizungen würde -8/42 als Einstellung gewählt werden (Achtung: zu hohe Heizwasser-Temperaturen können Holzböden beschädigen!)
Der untere Auslegungspunkt ist auf 15/22 eingestellt. Dementsprechend wird bei milden 15°C Aussentemperatur mit 22°C nur noch wenig Wärmeenergie ins Gebäude gesteckt. Dieser Wert sollte bei jedem Heizsystem unterhalb von 15/30 definiert sein, um nicht zu viel Energie in die beheizten Zonen zu bringen.
Ein gutes Indiz auf überhitzte Räume sind Fenster die zur Auskühlung über längere Zeit geöffnet werden “müssen”. Wer in einer solchen Wohnung wohnt, sollte die Verwaltung darauf aufmerksam machen, dass die Einstellungen der Heizung doch durch einen Sachverständigen kontrolliert und angepasst werden sollen.
Wie sauber ein Heizsystem eingestellt ist, lässt sich über ein Temperatur-Messungen gut leserlich zu machen. Die aufbereiteten Messwerte von Sensoren über einige Monate hinweg, liefern wichtige Information für eine Energieoptimierung. Jeder blaue Punkt ist ein durchnittlicher Tageswert.

Trendkurve einer Vorlauftemperatur geführt nach Aussentemperatur, Quelle: R. Marty via mst EDL-Portal
Die Heizkurve in diesem Beispiel ist zu hoch gewählt. Mit einer optimierten Einstellung würden die Punkte auf der rote Linie liegen. Die violette Linie zeigt die korrekte Nachtauskühlung (ca. 4 Kelvin Absenkung). Die Punkte im orangen Bereich weisen auf eine zu hohe Heizgrenze hin. Hier wurde offensichtlich auch bei über 20°C noch geheizt. Wenn als Heizgrenze 16°C gewählt wird, kann dieser überflüssige Energieaufwand eingespart werden.
Sind in den Wohnräumen Radiatoren eingebaut, sind diese meist mit einem Themostatventil ausgerüstet. Gängige Typen weisen eine Skala von 1 – 5 auf, sowie eine Schneeflocke auf. Diese Heräte verfügen über eine mechanische Temperatur-Regelung in Form eines Bymetall-Schalters (Temperatur-abhängige Freigabe). Für Wohnräume ist die Stufe 3 sinnvoll, in Schlafräumen reicht die Stufe 2 üblicherweise aus. Die wenigsten Anwender wissen das es keinen Sinn macht das Thermostat voll aufzudrehen, um sofort aufzuheizen. Es wird nicht schneller warm im Raum sondern sorgt nur dafür, dass die Wunschtemperatur überschossen wird.

Infografik zur korrekten Einstellung eines Heizungsthermostaten, Quelle: www.co2online.de
Um die korrekte Funktionalität des Thermostates zu gewährleisten, ist auf die korrekte Platzierung der Möbel zu achten. Das Thermostat muss die Raumtemperatur messen können. Befinden sich Radiator und Thermostat hinter dem Sofa, wo beinahe keine Luftumwälzung möglich ist, schaltet das Thermostat aus sobald in diesem Stauraum die Temperatur erreicht wird.
Bei längerer Ferienabwesenheit oder in unbenützten Räumen kann die Innentemperatur stark abgesenkt werden (bis gegen 6°C), sprich die Schneeflocken-Einstellung “Frostschutz”. Das Wiederaufheizen benötigt weniger Energie als das Durchheizen.
Sollte es in einzelnen Räumen trotz aufgedrehtem Thermostatrad nicht richtig warm werden, ist entweder das Thermostat defekt oder das Heizsystem ist beinträchtigt. Bei Luft im System, meistens anhand vom Blubbern gut zu erkennen, sollte der Radiator entlüftet werden. Ein häufiges Problem sind auch schlecht abgeglichene Heizsysteme. Ein korrekter thermischer Abgleich sollte unbedingt durch den Fachmann vorgenommen werden, hier kann man einiges falsch machen.
Wärmedämmung
Klar, je besser eine Gebäudehülle gedämmt ist, desto weniger Wärmeenergie benötigt das Haus. Mit einer guten Dämmung an Dach und Aussenwänden kann schnell über 50% Heizenergie eingespart werden (gegenüber einer ungedämmten Hülle).
Die Qualität einer Dämmung wird anhand vom Wärmedurchgangswert, dem sogenannten U-Wert, definiert. Er gibt an, wieviel Wärmeenergie (in Watt W) pro Quadratmeter Fläche (m2) je Grad Temperaturdifferenz (in Kelvin K) zwischen Innen und Außen durch ein Bauteil fließen. Dies ergibt die etwas unhandliche Einheit: W/m2K . Je kleiner der U-Wert, desto tiefer sind die Wärmeverluste gegenüber aussen und entsprechend geringer ist der Energieverbrauch.
Grundsätzlich gilt, je dicker die Wärmedämmschicht, umso besser die Wirkung (wobei die relative Dämmwirkung mit zunehmender Dämmstärke abnimmt). Ein energieeffizientes Gebäude hat durchgehend 20 cm oder mehr Dämmstärke. Der Markt bietet verschiedenste Dämm-Materialien an. Gute Dämmstoffe charakterisieren sich dadurch, möglichst viele, kleine Luftporen pro Volumeneinheit zu haben, da ruhende Luft ein schlechter Wärmeleiter ist. Weitere wichtige Eigenschaften die ein Wärmedämmstoff haben sollte, sind Feuerresistenz, Fäulnisresistenz, Alterungsbeständigkeit und Umweltfreundlichkeit.
Fenster
Über die Fenster geht üblicherweise etwa 30% der Heizenergie verloren. Mit zeitgemässen Fenstern (Isolierverglasung) lässt sich zumindest ein Teil davon einsparen. Bei einer Sanierung sollte demnach der Ersatz von alten Fenstern unbedingt in Betracht gezogen werden.

Fensterpreise pro m2 gegenüber U-Wert, Quelle: www.energie.ch
Die rote Kurve zeigt die Fensterkosten. Je besser der U-Wert je teurer sind die Fenster. Die Linien Blau und Grün zeigen die mit steigendem U-Wert steigenden Kosten über 40 Jahre gerechnet bei Energiekosten von 10 Rp/kWh, bzw. bei 20 Rp/kWh. Bei Energiekosten von 20 Rp/kWh und einer Nutzungsdauer von 40 Jahren sind Fenster mit einem U-Wert von 1 W/m2K rentabel.
Zustandsbeurteilungen von Gebäuden
Hausbesitzer die genau wissen wollen, wie es um den energetische Zustand ihrer Liegenschaft steht, holen sich Hilfe bei einem Energieexperten. Diese Dienstleistungen werden von Einzelpersonen, aber auch von grösseren Unternehmen angeboten.
Der inbesondere für Wohnbauten ausgelegte Standard GEAK® (Gebäudeausweis der Kantone) beurteilt verschiedene Kriterien eines Gebäudes und ermöglicht ein Vergleich mit anderen Gebäuden. Einige Gemeinden fördern eine GEAK®-Untersuchung denn auch mit einer kleinen Beteiligung. Der detailliertere “GEAK® Plus” bietet eine vertiefte Analyse und weist lohnenswerte Sanierungen mit einer empfohlenen Umsetzungspriorität aus. Dies kann hilfreich sein, kostet jedoch schnell einige Tausend Franken.
Gewisse Förderbeiträge oder auch vorteilhafte Sanierungshypotheken verlangen eine GEAK®-Beurteilung.
Quellen: energie.ch, energie-experten.ch, geak.ch, co2online.de