Der Ausbau von Solaranlagen und Windkraftwerken geht voran, wenn auch gemächlich. Eine Photovoltaik(PV)-Anlage auf dem eigenen Dach ist jedoch nicht nur sinnvoll und clever, sondern längst auch wirtschaftlich. Noch sind wir in der Schweiz aber weit davon entfernt auf jedem Dach ein Sonnenkraftwerk zu haben. Windkraftanlagen haben bei den Eidgenossen leider sowieso einen schweren Stand. Einzelne Projekte haben wegen Einsprachen bereits Verzögerungen von 10 Jahren.
Es macht den Eindruck als sträube sich Herr und Frau Schweizer gegen die Energiewende und die Umstellung auf erneuerbare Energien. Wie gross ist die Angst vor kalten Duschen oder ungeheizten Gebäuden?
Photovoltaik ist ja gut und recht, was machst du aber, wenn es 3 Wochen regnet oder im tiefen Winter? Dafür müssen dann wieder Gaskraftwerke gebaut werden. Da können wir die alten Atomkraftwerke auch gleich stehen lassen!
Solche Aussagen sind weit verbreitet in der Kaffeeecke und an Stammtischen. Sind sie berechtigt? Was stimmt daran?
Grundsätzlich ist richtig, dass Sonnenenergie nur tagsüber produziert werden kann. Wenn die Sonne richtig scheint, produziert ein Gebäude schnell mehr Energie als es selber benötigt. Andersrum gibt es Zeiten an denen viel Strom benötigt wird, jedoch kein Sonnen- (oder auch Wind-) Strom zur Verfügung steht.
Die Lösung, um dieses “Manko” der neuen erneuerbaren Energien aufzuheben, heisst Sektorenkopplung. Im Fachjargon auch:
Konvergenz der Netze
Die Konvergenz bedeutet, dass ein zeitweises Überangebot von erneuerbarem Strom, gespeichert oder umgewandelt wird, andersweitig genutzt oder bei Bedarf wieder zurückgewandelt wird. Diese Umwandlung nennt man auch Power-to-X.

Wie bekannt ist, lässt sich Strom (noch) nur begrenzt gut in Batterien speichern. Die Sektorenkopplung bietet da jedoch einige sinnvolle Alternativen.
Welche Möglichkeiten bestehen, welche Rahmenbedingungen erforderlich sind und was die Vorteile und Nachteile der jeweiligen Varianten sind, erklärt uns Klaus im folgenden Video hervorragend. Sein Beitrag wurde 2018 mit dem Spezialpreis “Webvideo Excellence” von “Fast Forward Science” ausgezeichnet.
Es gibt also Unmengen Möglichkeiten die Sektoren sinnvoll miteinander zu verknüpfen und es wird fleissig daran gearbeitet.
Inwiefern die verschiedenen Komponenten der Sektorenkopplung zusammenspielen, testet die Empa seit einigen Jahren in seinem Energy-Hub:
Wie Anton Gunzinger bereits 2015 in seinem Buch “Kraftwerk Schweiz” beschreibt, könnte sich die Schweiz in einigen Jahren ohne Atomkraft zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Quellen (Wasser, Sonne, Wind, Biomasse, Kehricht) versorgen. Seine Supercomputer-Simulationen zeigen auf wie ein intelligent gesteuertes “Kraftwerk Schweiz” unabhängig vom Ausland funktionieren könnte, ohne sich jedoch von Europa abschotten zu wollen.
Quellen: Empa; Joul (Youtube channel); Anton Gunzinger “Kraftwerk Schweiz”
Dieser Artikel ist Teil der Energieblogger–Blogparade “Sektorenkopplung”. Nachfolgend weitere empfohlene Links zum Thema von meinen Kolleginnen und Kollegen:
http://sustainment.de/blogparade-sektorenkopplung
