Mit Batterien Strom zu speichern ist nichts Neues. Sie kommen in der Elektromobilität zum Einsatz und nehmen auch in Wohngebäuden mit Photovoltaik-Anlagen eine zunehmend wichtigere Rolle zur Steigerung vom Eigenverbrauch ein. Erste grössere Anlagen werden in der Schweiz zur Stabilisierung des Stromnetzes, spezifisch der Netzfrequenz, eingesetzt. Ist die Technik jedoch auch sinnvoll skalierbar?
Der Texanische Energiekonzern Vistra Energy baut derzeit ein 400 MW/1.600 MWh-Batteriespeichersystem in Moss Landing, Kalifornien, welches nach seiner Inbetriebnahme das weltweit größte seiner Art sein wird. Dazu später mehr.
Zum Vergleich: Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) betreiben seit 2018 in Volketswil einen 18 Megawatt Batteriespeicher. Das System kann bis zu 7’500 Kilowattstunden (7.5 MWh) Energie speichern. Die Lithium-Ionen-Batterieanlage hat die Aufgabe Regelenergie bereitzustellen und trägt damit zur Netzstabilität bei. Das ist ein wichtiger Faktor für die künftige Energieversorgung, bei der Solar- und Windenergie eine immer grössere Rolle spielen. Die Netzfrequenz, in ganz Europa, muss stets möglichst stabil 50 Hertz betragen. Wie das funktioniert, ist im nachfolgenden Video gut erläutert.
Der Batteriespeicher ist ein wichtiges Stück Energiezukunft. Es ist für uns allerdings nicht nur eine Herzensangelegenheit. Die Bereitstellung von Regelenergie ist auch wirtschaftlich.
EKZ CEO Urs Rengel, 2018
Die aktuell grösste Batterie in der Schweiz mit einer Leistung von 20 Megawatt wurde im Oktober 2020 in Ingenbohl/Brunnen, Kanton Schwyz, in Betrieb genommen. Gebaut von MW Storage AG aus Zug, liegt die Anlage direkt an einer Unterverteilstation von EW Schwyz/CKW und umfasst mehr als sieben Schiffscontainer.

Die Energiekapazität von 18’000 kWh wird von Alpiq bewirtschaftet und wird aktuell zur Erbringung von Sekundärregelleistung genutzt. Die Qualifikation zur Erbringung von Primärregelleistung wird angestrebt, ist aktuell aber noch ausstehend.
Grossanlagen aus aller Welt
In den letzten Jahren machte vor allem Tesla mit dem Batteriekraftwerk Hornsdale Power Reserve in Südaustralien Schlagzeilen. Seit 2020 sind 150 Megawatt Leistung aus Lithium-Ionen-Teslapowerpacks, mit einer Kapazität von 193 MWh direkt neben einer grossen Windfarm, in Betrieb.
Diese Anlage ist jedoch mitnichten die Grösste ihrer Art, wie ein Blick auf die Wikipedia-Seite “List of energy storage power plants” zeigt.
Die Anfangs erwähnte Grossbatteriespeicher-Kraftwerk in Moss Landing, Kalifornien, USA, ist seit 2020 mit 300 MW Leistung und einer Kapazität von 1’200 MWh am Netz. Aktuell werden in einer zweiten Bauphase weitere 100MW/400MWh erstellt. Die Vistra Energy Corp. plant laut amerikanischen Lokalmedien bereits ihren nächsten grossen Wurf. Ab 2022 soll in Morro Bay, Kalifornien, USA, ein 600 MW-Lithium-Ionen Grossbatteriespeicher gebaut werden und 2024 ans Stromnetz angeschlossen werden.
Grossbatterien auch für die Schweiz?
Gemäss Fachspezialisten sind weitere Standorte für Batteriespeicheranlagen in der Schweiz im Gespräch. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf für Batteriespeicherung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunimmt. Ob es künftig immer noch vorwiegend Lithium-Ionen-Technik sein wird, darf jedoch angezweifelt werden. Der Anstieg der weltweiten Elektromobilität führt aktuell bereits zu Lieferengpässen für Li-Io-Batterien.
Gerade für stationäre Grossspeicher könnten künftig auch anderen Technologien, wie zum Beispiel Salz-Batteriespeicher zum Zug kommen. Auch andere Technologien stehen kurz vor der Markteinführung.
Und wieso nicht gut ausgebaute Netzstandorte wie ehemalige Atomkraftwerk-Standorte nach ihrem (Teil-)Rückbau umnutzen und für die künftige sichere Energieversorgung in der Schweiz einsetzen. Das 2019 abgeschaltete AKW Mühleberg könnte den Anfang machen…
Quellen: EKZ, MW-Storage, Alpiq, De Lorean Power, Wikipedia, Vistra, KSBY News